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Encephalitozoon cuniculi
Die Encephalitozoonose - auch bekannt als Schiefhals, Sternguckerkrankheit oder Headtilt - gehört zu den häufigsten parasitären Erkrankungen des Kaninchens. Bis zu 75% der Kaninchen tragen den Erreger Encephalitozoon cuniculi in sich, aber nur ein kleiner Prozentsatz erkrankt auch daran und zeigt Symptome.
Der Erreger, der in der Regel über den Urin infizierter Tier ausgeschieden wird, wird über verunreinigtes Einstreu oder Futter aufgenommen. Auch eine Ansteckung im Mutterleib ist möglich. E. cuniculi verteilt sich dann über die Blutbahn und lebt schließlich als Parasit in den Zellen verschiedener Organsysteme. Die häufigsten Orte, an denen der Parasit sich absiedelt sind das zentrale Nervensystem (Gehirn, Rückenmark), die Nieren und die Augen.
Die meisten Tiere, die den Erreger in sich tragen, bleiben ihr Leben lang symptomfrei. Zum Ausbruch einer Erkrankung kommt es, wenn das Immunsystem der Kaninchen geschwächt wird, wie es zum Beispiel bei anderen Infektionskrankheiten, Stress oder hohem Alter der Fall sein kann.
Welche Symptome zeigen die betroffenen Kaninchen?
Die Veränderungen, die ein Patient zeigt, richten sich nach der Lokalisation der Infektion. Am häufigsten ist die zentralnervöse Erkrankungsform. Hierbei kommt es zu Kopfschiefhaltung, Gleichgewichtsstörungen, Anfällen, Drehung um die eigene Achse oder Lähmungen. Sind die Augen betroffen, kommt es zu schmerzhaften Entzündungen im Inneren des Auges, in deren Folge die Linsen zerstört werden und es zu einer weißlich-gelben Verfärbung im Inneren der Augen kommt. Augenkneifen und Lichtempfindlichkeit stehen hier symptomatisch im Vordergrund.Erkranken die Nieren, so sind die Symptome erst spät zu erkennen und entwickeln sich schleichend. Die Nierenfunktion wird durch die Infektion stark eingeschränkt. Anzeichen können Abmagerung, Nachlassen der Aktivität und vermehrter Durst sein.
Wie sieht die Therapie aus?
Die betroffenen Kaninchen können nur symptomatisch behandelt werden. Die Therapie besteht, je nach Erscheinungsform, aus Antibiotika, Vitaminen, Infusionen, Augentropfen und/oder Cortison. Zusätzlich wird ein antiparasitäres Medikament verabreicht, um die Zahl von E. cuniculi im Körper zu reduzieren. Jedoch ist eine vollständige Erregereliminierung nicht möglich.Von Seiten des Besitzers ist auf eine ausreichende Futteraufnahme zu achte. Eventuell muss der Patient zwangsernährt werden. Jeglicher Stress ist weitestgehend zu vermeiden.
Prognose
Je früher bei der zentralnervöse Form der Erkrankung mit der Therapie begonnen wird, desto größer ist der Erfolg der Behandlung. Nach erfolgreicher Therapie können leichte Kopfschiefhaltung oder Koordinationsstörungen zurückbleiben, mit denen die Patienten aber ohne größere Einschränkung Leben können. Rückfälle sind zwar selten, aber jederzeit möglich. Daher sollte Stress auch zukünftig vermieden werden und auf optimale Haltung und Fütterung geachtet werden. Bei der Augenform, die meist nur einseitig auftritt, ist die Sehfähigkeit des Auges in aller Regel nicht wiederherstellbar. In seltenen Fällen ist auch die Entfernung des Auges nötig. Aber auch mit diesen Einschränkungen kommen die Patienten gut zurecht. Eher ungünstig ist die Prognose bei Nierenversagen. Zerstörtes Nierengewebe regeneriert sich nicht wieder und die Entgiftungsfunktion der Nieren wird so reduziert, dass eine zunehmende Verschlechterung des Allgemeinbefindens eintritt.
Nach derzeitigem Kenntnisstand besteht für den Menschen nur ein sehr geringes Ansteckungsrisiko.